Weimar. Im Fotoalbum geblättert: In Weimar wurde später 1903 der Bäckermeisterkegelklub „Gut Holz“ gegründet

Die Errichtung einer modernen Vierbahnen-Kegelbahn mit automatischer Aufstellung, die nach vierjähriger Bauzeit am Ende des Goetheparks von der Sportgemeinschaft Handwerk 1972 Weimar fertiggestellt worden war, wurde sicher auch dadurch angeregt, dass sich die Betriebssportgemeinschaft Motor Weimar bereits 1966 eine Zweibahnen-Anlage geschaffen hatte. Diese Sektion Kegeln unter Leitung von Manfred Jessig war mit 58 Mitgliedern zahlenmäßig etwa gleichstark wie die SG Handwerk. Viele Weimarer BSG‘n hatten damals Kegel-Sektionen, die meist auf einfachen Bahnen in Gaststätten ihren Übungs- und Wettkampfbetrieb durchführten. So ist bekannt, dass die SG Handwerk vorher in Ehringsdorf gekegelt hatte.

Kegeln als Volksportart auch in Weimar bekannt

Generell gehört der Kegelsport zu den ältesten Volkssportarten, die sowohl in den Städten als auch auf dem Land bei Volksfesten gerne betrieben wurde. Noch heute zählt in einigen Dörfern das „Hammel-Kegeln“ zu einer alten Tradition, bei der der Sieger einen Hammel mit nach Hause nehmen kann.

Lärm der Kegler an der Ackerwand störte Goethes Kreativität am Frauenplan

Zu den frühestens Erwähnungen des Kegelns in Weimar gehört eine Beschwerde von Johann Wolfgang von Goethe, der sich darüber beschwerte, dass er häufig vom Lärm der Kegler an der Ackerwand bei seiner Arbeit gestört würde.

Feste Regeln für das Kegeln sind erst seit Ende des 18. Jahrhunderts bekannt. Ende des 19. Jahrhundert gründeten sich dann im gesamten Deutschen Reich immer mehr „Kegelvereine“ beziehungsweise „Kegelklubs“. 1885 wurde in Dresden der „Zentralverband deutscher Kegelklubs“ gegründet, der ein Jahr später das erste „Bundesfest“ auf Asphalt-und Bohlenbahnen organisierte. Seit 1891 wurden die „Deutsche Meisterschaften“ im Kegeln organisiert. Für Weimar ist der Nachweis etwas schwieriger.

Aufgrund einer überlieferten Chronik ist für Weimar dennoch bekannt, dass 1903 der Bäckermeisterkegelklub „Gut Holz“ gegründet wurde. Seine Spielstätte wechselte im Laufe der Jahre einige Male im Ort. So wurde in den alten Weimarer Gaststätten „Rautenkranz“, „Armbrust“, „Brauhof“, in der Ehringsdorfer „Linde“, der „Wallendorfer Mühle“, sowie im „Thüringer Hof“ gekegelt. An der Wallendorfer Mühle kann man heute noch die ruinösen Reste der einstigen Kegelbahn sehen. Seit dem Frühjahr 2000 schoben die Bäckermeister ihre Kugeln in Oberweimar.

Für das Jahr 1928 wurde in Weimar erstmals mit dem „Verein Weimarer Kegler“, der 59 Mitglieder hatte, ein „Sportkegelverein“ erwähnt. Daneben gab es damals bei dem „Post-Sportverein“ in Weimar auch eine Kegelabteilung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten die Kegelsportler zu den ersten, die ihren Übungsbetrieb in der Ostzone wieder aufnehmen konnten. Die Bäckermeister konnten so unter Leitung ihres Obermeisters Werner Fritz ab 1946 wieder wöchentlich und offiziell trainieren. Mit dem Vereinssport dauerte es aber noch etwas.

Erst als 1951 die BSG Medizin Weimar mit 150 Mitgliedern gegründet wurde, gab es neben den Sektionen Fußball, Handball, Faustball, Schwimmen, Tennis, Tischtennis, Leichtathletik auch eine Kegelgruppe.